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Von: "Hartung Andreas" A.Hartung()oeger.de

An: info()milan95.de

Betreff: WG: Baufeststellungsverfahren Mittlerer Landweg

Datum: Montag, 3. Dezember 2007 12:08

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Schwiegervater, Klaus Hartung, fragte, ob das Schreiben bzw. die Email, die ich an den Bürgermeister geschrieben habe, auf ihrer Webseite dargestellt werden kann. Dem stimme ich natürlich zu. Wir müssen gemeinsam dafür einstehen, dass unsere Kleingärten erhalten bleiben. Unten angeführt die Mail an Herrn Bürgermeister Ole von Beust. Sollten Sie Fragen haben, stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Andreas Hartung

Steinfeldtstraße 20 EG.

22119 Hamburg

Tel.: 040 / 736 725 79

Mobil: 0176 / 48370613

 

 

 

 

Von: Hartung Andreas

Gesendet: Donnerstag, 22. November 2007 16:47

An: 'ole.vonbeust()sk.hamburg.de'

Betreff: Baufeststellungsverfahren Mittlerer Landweg

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

ich schreibe ihnen, da ich zu dem Baufeststellungsverfahren Mittlerer Landweg einiges auf dem Herzen habe.

Am 21.11.07 um 18:30 Uhr im Kulturheim Mittlerer Landweg wurden die Bürger zu einer Anhörung eingeladen. Dort wurde noch mal das Vorhaben der Stadt Hamburg vorgestellt und es sollten die Meinungen der Bürger gehört werden. Nun gut, die Meinungen wurden gehört, doch ich bin wirklich erschüttert, wie die Politik mit mündigen Bürgern der Stadt umgeht.

Ich bin erschüttert, dass einige Herren aus der Politik, u. a. Herr Gabriel, scheinbar der Meinung sind, dass der gemeine Bürger schlicht weg nichts im Kopf hat und dann wundert man sich über die Politikverdrossenheit der Menschen in diesem Land. Meinungen und Bedenken wurden immer mit dem einzigen Argument weggewischt, dass man doch Arbeitsplätze schaffe. Doch wie einige Herrschaften darlegten, die schon sehr lange in der Umgebung wohnen, ist das ein Trugschluss.

Man bezieht sich da auf Eventualitäten, die selbst die Herren gestern nicht einmal annähernd erläutern konnten. Auf Fragen der Bürger wurde einzig mit dem Argument geantwortet, dass man Arbeitsplätze schaffe. Auf die Frage hin, was denn genau für Gewerbe angesiedelt werden soll, wurde lapidar gesagt, dass man das noch nicht wüsste, aber es wurde oft genug betont, dass der Bedarf da ist. Wie bitte schön kann ich einen Bedarf gelten machen, wenn ich nicht einmal weiß, wer oder was überhaupt Bedarf hat.

Auf die baulichen Bedenken eines Architekten wurde lapidar geantwortet, 'Ja, das müsse man genau prüfen.' Ich fühle mich wahrlich auf den Arm genommen. Soll das heißen, 'Erst bauen, dann prüfen'? Die Herren dort vorn wussten Nichts, außer dass es Arbeitplätze schafft, wenn man auch gar nicht weiß, wodurch.

Die Vorstellung gestern war in meinen Augen nichts Anderes als ein notwendiges Muss, das zu einem Baufeststellungsverfahren gesetzesmäßig gehört.

Viele Menschen wohnen dort schon 50 Jahre oder gar mehr, alle Generationen sind vertreten, ob Jung oder Alt. Schauen sie bitte mal in die nähere Umgebung des geplanten Baugebietes. Fast alle Menschen wohnen in Mietwohnungen und der Schrebergarten oder Kleingarten, den sich viele dort leisten, ist für jeden ein Ort der Entspannung und der Erholung. Die Menschen flüchten vor dem Stress der Woche, um dort neue Kraft zu tanken. Vor allem Kinder können dort wirklich noch gefahrlos spielen. Ich selber wohne mit meiner Familie (zwei Kinder) in Billstedt. Bitte schauen sie sich die Spielmöglichkeiten der Kinder in diesem Stadtteil mal an. Es gibt keine mehr. Alles fragt sich, warum die Jugendkriminalität immer weiter steigt, ich kann ihnen sagen, warum. Die Kinder wachsen auf ohne Platz, sich in irgendeiner Form zu entfalten, wo sie noch frei spielen können. Die Kinder und Jugendlichen lungern auf der Straße herum. Hinzu kommt die Perspektivlosigkeit und es entsteht Frust. Wie sich dieser Frust dann schlussendlich entlädt, muss ich Ihnen sicher nicht mitteilen.

Selbst Menschen von Außerhalb kommen in die Boberger Niederungen und in die Umgebung,um dort zu entspannen und sich zu erholen. Soll alles wirklich zerstört werden, nur um eine Fläche für Gewerbe zu bieten, von der man gar nicht weiß, ob überhaupt wirklich Bedarf besteht, zumal die Umgebung wahrlich genug Gewerbe und Industriegebiet beherbergt.

Wird der Mensch von der Politik nur noch als Steuerbezahlmaschine angesehen? Hauptsache, man hat seine kleine, noch bezahlbare Wohnung und kann zur Arbeit gehen?

Gestern wurde von Libellen, Fröschen und Vögeln gesprochen und dass die einzelnen Gebiete in Kategorien eingeteilt wurden, die die Schutzbedürftigkeit darstellen. Ich bin entsetzt, dass in diesen Ausführungen nicht einmal das Wort Mensch in den Mund genommen wurde. Was glauben Sie, Herr Bürgermeister? Welchen Stellenwert hat ein Mensch in der heutigen Politik? Ja, er darf in gewissen Abständen zur Urne laufen und seine Stimme abgeben. So zumindest kommt es mir vor, wenn ich den gestrigen Abend Revue passieren lasse.

Wenn der Bedarf an Gewerbefläche da ist, so frage ich Sie, warum stehen dann in der Stadt viele Bürogebäude oder ganze Komplexe leer. Ja selbst in der unmittelbaren Nähe zu dem geplanten Gewerbegebiet stehen Flächen leer. Im Billstedt-Center steht ein ganzer Komplex an Gewerbefläche einfach leer und dem Bürger will man verkaufen, dass Bedarf da ist? Die Aussage, dass die Stadt Hamburg jedes Jahr eine bestimmte Größe an Fläche für Gewerbe zur Verfügung stellen müsse ist, in meinen Augen der blanke Blödsinn. Wo steht das? Dieses Gesetz würde ich gern einmal sehen.

Noch etwas verstehe ich nicht. Auf der ganzen Welt, mittlerweile, schreit Alles nach Natur- und Umweltschutz und hier soll ein Naherholungsgebiet, das direkt an ein Naturschutzgebiet grenzt, vernichtet werden, ohne Rücksicht auf Verluste und mit den Worten, 'Wir müssen den Bedarf decken, denn er ist da, auch wenn wir nicht wissen, Welcher'!?

Wissen Sie, mein Sohn fragte mich gestern, als ich von der Versammlung kam, ob Opas Garten kaputt gemacht wird. Ich sagte ihm,dass ich das nicht wisse, aber dass es wohl so aussieht. Können Sie sich vorstellen, was mich mein Sohn gefragt hat? Nein?

"Papa, wo können ich und Melina dann noch spielen?"

In solchen Momenten steigt in mir eine Wut auf, die Sie sich nicht vorstellen können. Zum Teufel mit der Politik, Herr Bürgermeister, es wird Zeit das angefangen wird, Politik für Menschen zu machen und nicht nur Politik für den Euro. Die Politik soll sich um die Probleme der Menschen kümmern und nicht noch Probleme schaffen. Wohnraum wird immer teurer, aber es scheint niemanden zu interessieren. Lebenshaltungskosten steigen immer schneller, es scheint niemanden zu interessieren. Ich habe mal in der Schule gelernt, dass die gewählten Politiker die Vertreter des Volkes sind. Bitte vertreten Sie das Volk. Die Bürger wollen dieses Gewerbegebiet nicht, weil sie dort glücklich sind, so wie es derzeit ist. Eine Oase der Entspannung und Erholung in einer grauen tristen Stadt in einer stressvollen und schnelllebigen Zeit.

Ich lade Sie gern auf einen netten Grilltag ein und zeige Ihnen die Natur. Und dann möchte ich, dass Sie meinen Kindern erklären, dass Dies alles kaputt gemacht werden soll für Etwas, wo keiner weiß, wie und was es wird.

Auf eine Antwort auf meine Mail würde ich mich freuen

Mit freundlichen Grüßen

Andreas Hartung

Steinfeldtstraße 20

22119 Hamburg

 

 

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